Energiedorf Duppach – Jetzt wird’s konkret
Klima schützen und damit Geld verdienen – Wir packen‘s an!
Das kleine Dorf Duppach in der Vulkaneifel möchte ein Vorreiter im Klimaschutz werden und damit auch noch Geld verdienen. Um herauszufinden wie das funktionieren kann, besuchte Ortsbürgermeister Gottfried Wawers gemeinsam mit dem ersten Beigeordneten Johann Klein und Rudolf Welter, als Mitglied der Projektgruppe, die „Heimat der Energiewende-Vormacher“. So nennt sich der Rhein-Hunsrück-Kreis, der als erster Null-Emissions-Landkreis im Binnenland, kürzlich als Energie-Kommune des Jahrzehnts ausgezeichnet wurde.
Die Mitglieder der Projektgruppe steuern vor Ort die Erstellung des Energetischen Quartierskonzepts. Dieses soll einen Weg aufzeigen, wie auch Duppach einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und dadurch die regionale Wertschöpfung steigern kann. Pro Jahr verbraucht Duppach etwa 4.500 MWh Energie. Das entspricht ungefähr 450.000 Litern Heizöl. Mit dieser Menge könnte in Gerolstein das Schwimmbecken im Hallenbad komplett gefüllt werden (10m x 25m x 1,80m). 70 Prozent des Energiebedarfs werden in Duppach auch heute noch mit Heizöl abgedeckt, der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung liegt aber bereits bei beachtlichen 15 Prozent. Über 80 Prozent der Energie werden von den privaten Haushalten genutzt. Diese setzen 90 Prozent der Energie dazu ein, ihre Gebäude zu beheizen. Liegt das alleine am harten Eifler Winter?
Nein, es liegt natürlich auch daran, dass es in Duppach viele alte Häuser gibt. Da es früher noch nicht das entsprechende Wissen und die technischen Möglichkeiten gab, verlieren die Gebäude viel zu viel Wärme. Allein durch die energetische Sanierung des Gebäudebestands in Duppach könnte der Energiebedarf halbiert werden. Hinzu kommt, dass die Duppacher dann weniger Geld an „Erdöl-Staaten“ zahlen und stattdessen das lokale Handwerk profitiert. Pro Jahr könnten zwischen 100.000 und 200.000 Euro gespart werden.
„Wo fange ich mit der energetischen Sanierung an? Wie viel es kostet es mein Dach zu dämmen und wo gibt es Fördermittel?“ Diese und weitere Fragen wurden bereits Mitte Oktober bei einem ersten Workshop in Duppach behandelt. Der Vortrag und Informationen zu den Fördermöglichkeiten stehen auf der Homepage der Gemeinde unter der Rubrik „Energiedorf Duppach“ allen zur Verfügung (http://www.duppach.de/energiedorf-duppach/).
Im Hunsrück waren Herr Wawers und seine Mitstreiter aber schon in neuer Mission unterwegs. Sie wollten dort die Frage klären, wie der nächste Schritt aussieht: „Wir können nicht alle alten Duppacher Häuser so gut dämmen, dass sie im Winter nicht mehr beheizt werden müssen. Womit können wir heizen, wenn wir kein Erdöl kaufen wollen?“
Ein Holzpelletkessel wäre eine Alternative. Aber er kostet mehr als doppelt so viel, wie ein Heizöl-Brennwertkessel. Eine individuelle, nachhaltige Lösung kommt daher mit Sicherheit nicht für alle Duppacher Haushalte in Frage. Die Projektgruppe denkt daher über eine Dorflösung nach. Ein Teil der Projektgruppe nahm daher, gemeinsam mit den Planern von der Transferstelle Bingen und Stadt-Land-plus, an der Fachtagung zu Nahwärmenetzen mit Sonnenunterstützung in Simmern teil.
Dort gab es viel theoretischen Input, wie Nahwärmenetze technisch, aber auch wirtschaftlich und organisatorisch gestaltet werden können. Viel wichtiger war jedoch die anschließende Besichtigung der Heizzentrale in Neuerkirch Külz und in Ellern. In den benachbarten Gemeinden Neuerkirch und Külz wurde 2016 ein etwa sechs Kilometer langes, gemeinsames Leitungsnetz verlegt, um 142 Gebäude an eine gemeinsame Heizung anzuschließen. Mit zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer 1.400 m² großen Solarkollektorfläche wird die „Dorfwärme“ erzeugt. Pro Jahr werden so 400.000 Liter Heizöl und über 1.200 Tonnen CO2 eingespart.
Besonders interessant für Ortsbürgermeister Wawers war, wie begeistert von dem gemeinsamen Nahwärmeprojekt die Einwohner sind. Das ursprüngliche Konzept, mehrerer kleinerer Nahwärmeinseln über den Ort zu verteilen reichte nicht mehr aus, da sich dort so viele Interessenten für regenerative Wärme gefunden hatten. In Neuerkirch werden aktuell lediglich noch fünf von 105 Häusern rein fossil beheizt. Damit wurden in Neuerkirch Külz die Klimaschutzziele des Bundes für den Wärmebereich für das Jahr 2050 bereits heute erreicht. Dies zeigt Herrn Wawers, was machbar ist, wenn der Wille vorhanden ist.
Das ganze Projekt hat knapp fünf Millionen Euro gekostet. Da die Investitionskosten sehr hoch und die Verbrauchskosten relativ niedrig sind und die Holzhackschnitzel noch dazu aus der Region kommen, bleiben die Heizkosten im Gegensatz zum Heizölpreis auch über die kommenden Jahre stabil. Das erklärt, warum sich die Hunsrücker für Nahwärme entschieden haben, zu einer Zeit als der Heizölpreis bei 40 Ct/l lag.
Könnte eine vergleichbare Lösung auch in Duppach funktionieren? Diese Frage soll bei einem Bürgerworkshop am 16.04.2019 um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus gemeinsam mit den Duppacherinnen und Duppachern geklärt werden.


